WIR-SIND-BOES!

 "Das ist unser Geld, sie Arsch!"  - Eine Antwort auf Gästebucheinträge und andere     Mißverständnisse

 

 „Dieser Ralph Boes verkörpert in der Tat alles, was man den ALG2-Beziehern in der öffentlichen Meinung vorwirft. Schade, denn auf diese Weise bestätigen sich Vorurteile und Arbeitslose werden generell als arbeitsscheu angesehen.“-anonym

-Dieser Ralph Boes macht alles anders, als ein normaler Arbeitsloser. Das ist so schwer für einige zu verstehen, dass sie ihn einfach samt Vorurteilen in die bekannte Schublade stecken und dann ihre Vorurteile beim Öffnen der Schublade erstaunt wieder finden!- D.Aman

Man erschafft sich also den  Gegner selbst. Mit dem, was Ralph Boes tut, hat das aber wenig zu tun.

Zu den Vorwürfen:

 

Ralph Boes lügt

„Einerseits ist er arm und muss hungern, andererseits kann er sich Reisen leisten, von denen Hartzer vielleicht nur träumen. Er lügt, wie kann er Vorträge halten in Norddeutschland und Süddeutschland, wenn er angeblich kein Geld hat?“

Antwort:
An anderer Stelle habe ich es schon gesagt: Ralph Boes macht keine Urlaubsreisen, die er aus seiner Tasche finanziert. Er wird zu Vorträgen eingeladen, was heißt, dass der Veranstalter die Fahrtkosten rückerstattet. Spendengelder gehen, wenn sie anfallen, an die Bürgerinitiative.

 

…“und er will es bis zum Ende treiben, weil Hart4 ihn angeblich in den Tod bringt.“
„Zum Hunger gezwungen? Auch falsch, Onkel Boes, es gibt Lebensmittelgutscheine, auf die auch Sie einen Anspruch haben.“

Antwort: 
Immer wieder wird den Hartz-IV-lern der Vorwurf gemacht, dass sie doch nicht übertreiben sollen! So schlimm sei das ja schließlich mal alles gar nicht. Und auch wenn man kein Geld mehr bekommt, gibt es doch die Lebensmittelgutscheine.
Genau dieser Argumentation verfallen auch Politiker, die der Realität nicht ins Auge blicken wollen und sich lieber mit Scheinlösungen den Blick vernebeln. Vor allem, wenn man selbst nicht davon betroffen ist, kann man leicht so reden.
Die Realität ist, dass Lebensmittelgutscheine eine Kann-Leistung sind, die (was zwar gegen das Gesetz widerspricht, aber deshalb nicht weniger Realität ist!) Bedürftigen bewusst vorenthalten werden. Der Sanktionierte muss um diese Lebensmittelgutscheine bitten. Und zwar bei dem, der ihn sanktioniert hat, was eine enorme Erniedrigung bedeutet. (Natürlich macht den Leuten, die es für richtig halten faule Menschen zu erniedrigen das nichts aus.) Das widerspricht aber nicht nur dem Antidiskriminierungsgesetz, sondern auch unseren Grundgesetzen, in dem Artikel 1 die Würde des Menschen benennt.
Des weiteren sind Lebensmittelgutscheine auch bei der Anwendung eine reine Schikane:
Die wenigsten Läden nehmen die Gutscheine an. Das erfahren die Betroffenen dann oft erst an der Kasse mit Sprüchen wie: „Hier ist schon wieder so ein Schmarotzer mit so nem Schein! Was soll ich denn machen?“
Der Schein muss im Ganzen eingelöst werden, was die Frage aufwirft, was man für einen Monat denn einkaufen soll.
Wurde der Strom schon abgestellt, wird diese Frage noch schwieriger zu beantworten.

Deshalb sagt Ralph Boes, der Lebensmittelgutschein ist eine Zusatzfolter. Er dient nicht dazu, Leid abzuschmälern, sondern noch zu verstärken. Die gesellschaftliche Diskriminierung wird damit gezielt genutzt und die Unfähigkeit, den Schein zu nutzen, dem Betroffenen wiederum selbst angelastet. 

Ralph Boes nimmt diese Reparationsleistungen, die das Leid nur beschönigen sollen, deshalb nicht an. Denn Tausende können damit nicht einkaufen gehen oder bekommen sie nicht einmal!

Jetzt könnte man wieder sagen: die sollen sich mal nicht so anstellen, schließlich sind sie ja faule Schmarotzer, die auch gar nichts kriegen könnten/müssten.

Ja, aber wenn wir so argumentieren, muss darauf hingewiesen werden, dass wir uns jenseits dessen bewegen, was wir aus guten Gründen in unser Grundgesetz geschrieben haben.
Wir stehen dann kurz davor, eine Menschengruppe wieder so stark zu diffamieren, dass die Gefahr besteht, Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen. Merken wir, wie stark wir uns damit altem Gedankengut angenähert haben?

 

Ralph Boes widerspricht sich

„Wie kann man gegen Hartz IV sein, aber das Geld vom Amt trotzdem annehmen? Das ist doch völlig inkonsequent.“
„Wenn Hartz IV so unmenschlich ist, wie von Ihnen angeprangert, dann nehmen Sie es doch einfach nicht in Anspruch, es zwingt Sie doch niemand dazu!“
 „Sie müssen dies doch nicht über sich ergehen lassen. Sie sind ein freier Mensch. Melden Sie sich ab von Hartz4 und der Arbeitsagentur, dann kann Ihnen diese auch nicht drohen. Dann können Sie gerne weiter gegen Hartz4 kämpfen mit Ihren Reden aber Sie bekommen halt kein Geld mehr. Ich denke das ist doch die beste Lösung?“

Antwort:

Ralph Boes kämpft gegen das Hartz-IV-System. Aber nicht um Vorteile für sich persönlich zu schaffen!
Da liegt der grobe Denkfehler.
Ralph Boes hatte nie Probleme mit dem Amt, weil man schon damals Angst hatte, dass er die Dinge öffentlich macht. Man hat ihn deshalb in Ruhe gelassen.
Genau das wollte er aber nicht, weil er zeigen will, was für ein Unrecht normaler weise im System begangen wird! Und zwar an Hundertausenden anderer, die es nicht schaffen können, sich dagegen aufzulehnen! Diese leiden still vor sich hin, isolieren sich aus der Gesellschaft, die sie verachtet und mit Vorurteilen abkanzelt und wählen häufig den Freitod. (Nein, das ist nicht übertrieben! Da muss ich diejenigen enttäuschen, die noch an den lieben Staat und ein fürsorgliches Jobcenter glauben.)

Um dieses Unrecht sichtbar zu machen stellt sich Ralph Boes bewusst und willentlich in die Schusslinie der Vollzugspraxis des Jobcenters.
Diese Mischung aus Freiwilligkeit und Anklagen des Unrechtes verstehen viele Menschen nicht.

Er kann außerdem nur juristisch gegen das System klagen, wenn er selbst davon betroffen ist! Der Klageweg nach Karlsruhe, der bisher noch nie gelungen ist, weil das Jobcenter immer kurz vorher eingeknickt ist und die Grundsatzfrage damit verhindert hat! (vielfach belegt, bitte nachfragen, wer es genau wissen möchte oder nicht glaubt) ist nur möglich, indem Ralph Boes im System bleibt und die Sanktionen auf sich zieht.

 

Ralph Boes jammert und vergeht in Selbstmitleid

„Zum Beispiel äußert er seine Überraschung, dass Abzüge vom Geld für drei Monate gelten.
Nicht gewusst, Onkel Boes? Aber ja doch, Sie sind mit Sicherheit darauf hingewiesen worden. …Steht ja sogar in dem Schreiben des Jobcenters, dass Sie so selbstmitleidig ins Netz gestellt haben.“

Antwort:

Das, was einige als Jammern und in Selbstmitleid vergehen missinterpretieren ist der Versuch, öffentlich zu machen, mit welchen Mitteln die Menschen bewusst schikaniert und verängstigt werden. Es geht um Aufklärungsarbeit gegen herrschende Vorurteile.
Ralph Boes beschreibt, was passiert und welche Regeln hier aufgestellt worden, um Menschen dazu zu treiben, jegliche Arbeit anzunehmen.

Herr Boes jammert zudem nicht, weil er die Konsequenzen der Regeln nicht kannte. Die Frage ist doch, was für Regeln wurden hier aufgestellt?!
Viele weisen jedes Mitgefühl von sich in dem sie sagen: Die kannten doch die Regeln! Wenn sie Sanktionen treffen, dann sind sie doch selber schuld!

Waren also alle Mauertoten auch nur zu blöd, die Regeln einzuhalten? Ist es in Ordnung junge Männer zu erschießen, weil sie den Wehrdienst verweigern? Sie kannten doch die Regeln!

Aber was sind das bitte für Regeln!!??

 

Ralph Boes will nichts tun

„Herr Boes hat überhaupt keine Arbeit, sondern ein Ehrenamt, das er sich selbst kreiert hat.
Wenn ich ab morgen nur den Dingen nachgehen möchte, die ich wichtig finde, bezahlt mich auch keiner dafür. Finde ich völlig ok, denn alles andere ist verrückt.“

„Herr B. strebt ja angeblich an, mit seiner Faulenzermentalität nach Karlsruhe zu ziehen…“

„Und man kann echt froh sein, dass die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen nicht so denkt und sein Leben lieber in die Hand nimmt und etwas tut!“

Antwort:
Die Frage, was Arbeit ist, ist zur Zeit eine der wichtigsten Debatten. Wer zu schnell auf altbackene Definitionen verweist, dass nur das Arbeit ist, was Geld bringt, begeht einen schweren Fehler, der ein System aufrecht erhält, was gerade mit Vollgas gegen die Wand fährt.

Ein weiterer Punkt wird immer wieder herangezogen um zu belegen, dass Ralph Boes nicht arbeitet: er tut es freiwillig!
Diese Dreistigkeit, etwas freiwillig zu tun, missverstehen viele wiederum als: etwas aus Spaß tun.
Ist das, was Herr Boes tut, also nur ein Spaß? Tut er das etwa nur, um sich selbst ein Späßchen zu machen?  (Dafür ist das Leid, auf das er hinweist auch viel zu groß. Nur, wer das nicht sieht, kann glauben, es geht hier um Spaß.)

Was ist dann mit all der unbezahlten Tätigkeit, die auch heute noch schwer damit zu ringen hat, als Arbeit  anerkannt zu werden, obwohl sie offensichtlich gesellschaftlich höchst wichtig ist? Mütter die ihre Kinder erziehen. Menschen, die ihre Eltern pflegen. … Meist sind es die Tätigkeiten von Frauen, die geringer geschätzt werden, weil sie „kein Geld“ bringen. Die werden freiwillig geleistet. Aber auch nicht aus Spaß.

Gleichzeitig können wir uns nicht darauf verlassen, das das, was Geld bring, auch gute Arbeit ist! Ist der Aktienhandel, das Steuer-beraten gesellschaftlich wertvoll? Im Gegenteil: es privilegiert nur Einzelne. Dennoch haben wir gesellschaftlich überhaupt nichts dagegen, wenn jemand seinen Lebensunterhalt damit verdient, dem Staat Steuern vorzuenthalten oder Gelder zu verzocken, die doch auch dem Steuerzahler abgerungen worden.

Unser Arbeitsbegriff ist dringend zu überdenken. Und genau das fordert Ralph Boes.
Niemals hat er für Faulheit und Nichts-tun gesprochen! Wer das meint, hat nur seine Vorurteile in ihn hineininterpretiert.
Im Gegenteil sagt Boes: „Ich spreche jede Arbeit heilig, die aus einem inneren ernsten Anliegen eines Menschen folgt…“ Es geht ihm darum die Arbeit anzuerkennen, die SINN macht. Die gesamtgesellschaftlich nachhaltig nutzt und nicht nur dem goldenen Kalb nachjagt.

Was macht Callcenterarbeit für einen Sinn? Wurde irgendjemand schon mal gerne von einem Callcenter angerufen und beschwatzt etwas zu kaufen, was er nicht braucht? Aber, dass er diese Arbeit abgelehnt hat, das wird ihm vorgeworfen! Hier läuft doch was falsch.

 

Ralph Boes schadet den Hartz-IV-lern

„Sie schaden all den Hartz IV Empfängern die unverschuldet da rein geraten sind.“

„Wir wollen dich nicht.“

„Die ganze Aktion hier erinnert mich an die DKP, die einst die Arbeiter "befreien" wollten. Die Arbeiter jedoch wollten überhaupt nicht befreit werden.“

Antwort:

Tatsächlich gibt es viele Hartz-IV-Bezieher, die die Aktion von Ralph Boes überhaupt nicht verstehen. Und ebenfalls gibt es viele Arbeitslose, die glauben, Hartz-IV-ler seien faule Schweine, die es sich vom Staat gut gehen lassen. Sie selbst gehörten natürlich nicht dazu. Komisch ist, dass sowieso die allerwenigsten sich tatsächlich „im System“ eingerichtet haben. Das erkennt sogar die Politik und startet Kampagnen der Aufklärung unter dem Titel „Ich bin gut!“ http://www.jobcenter-ich-bin-gut.de/ wo sie darauf hinweisen, dass die meisten Arbeiten wollen.

Natürlich sind auch viele Arbeitslose der Meinung, dass „jede Arbeit besser als keine sei“ und sind bereit Arbeit zu jedem Preis anzunehmen. Dieses Denken wird durch die Medien gepusht, gesellschaftlich verherrlicht und von Unternehmern gerne genutzt.

Dass Ralph Boes als fauler Schmarotzer deklariert wird liegt nun wiederum zum großen Teil daran, dass die Medien diese Hetze gerne betreiben. Er kann Hundertmal betonen, dass er nur für einen anderen Arbeitsbegriff ist und selbst über 12 Stunden am Tag tätig ist. Das Urteil ist gnadenlos: fauler Schmarotzerl!

Damit hat die Masse ein neues Feindbild gefunden, von dem sie sich nur zu gerne durch Hetze abgrenzt. „So einer“ ist man selbst schließlich nicht!

Viele verstehen das Ausbeutungssystem offensichtlich noch gar nicht, dem sie sich nur allzu willfährig hingeben. Wie Sklaven, die brav ruhig sein wollen beschimpfen sie den, der die Lage verbessern möchte.
Die meisten Leistungsempfänger haben inzwischen ein so gestörtes Selbstwertgefühl, dass sie gar nicht mehr denken können, dass ihnen vielleicht auch eine würdige Behandlung zustehen könnte. Das ist ja gesellschaftlich auch nicht gern gesehen.

Mal sehen wie schlimm alles noch kommen muss, damit die Betroffenen bereit sind Lösungen zu suchen, die über das „eigene Schäfchen ins Trockene“ bringen hinausgehen.

 

Ralph Boes lacht über die, die Arbeit haben

„Sie sind ein Schmarotzer der alle die auslacht, die versuchen mit Arbeit über die Runden zu kommen.“

Antwort:

Wer sich von Ralph Boes Aktion verhöhnt fühlt, sollte sich selbst fragen, ob er mit dem, was er tut, im Reinen ist. Denn Herr Boes hat noch nie jemanden verlacht, der arbeitet.
Er möchte nur darstellen, was in diesem Land los ist und es ist traurig mit anzusehen, dass viele nicht aus dem Drangsal herauskommen können im prekären Sektor zu arbeiten. (Leiharbeit, Billiglöhne…) Viele kommen mit 2 Jobs gerade so über die Runden oder müssen sogar dann noch aufstocken. Bei Vollzeit noch Geld vom Amt beziehen? Wo sind wir eigentlich hingekommen?
Dennoch fällt den meisten offensichtlich nichts Besseres ein, als krampfhaft am jetzigen System festzuhalten.

 

Ralph Boes sollte dankbar sein!

„Diese Selbstverständlichkeit, mit der hierzulande Ansprüche an den Staat gestellt und Leistungen in Anspruch genommen werden, ist bemerkenswert… „

„Ich finde, die Leute sollten mal mit dem Gejammer auf hohem Niveau aufhören. Oder kennen Sie ein Land, wo Ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, d. h. wo es mehr Sozialleistungen gibt? …Anstatt immer nur die negativen Seiten zu sehen, sollte man die Leistungen des Staates auch mal anerkennen und nicht noch mehr einfordern wollen, was einem nicht zusteht.“

„Sie als Sozialschmarotzer in Extremform sollten froh und dankbar über Hartz 4 sein, anstelle es zu bekämpfen…“

Ja, wie kommen diese Menschen bloß dazu, sich zu erdreisten, Sozialleistungen zu beziehen? Liegt es vielleicht daran, dass es ein Grundgesetz gibt, was aus dem Leid der Geschichte eine Lehre gezogen hat und dem Menschen ein Recht auf Würde gewährt und einen Sozialstaat, der sich die Fürsorge auf die Fahnen geschrieben hat?  All das im Übrigen auch, um den sozialen Frieden zu wahren.

Natürlich könnte man diese Gesetze für überholt erklären. Aus Sicht vieler Steuerzahler sollten solche Gesetze vermutlich abgeschafft werden, weil sie sich ausgebeutet fühlen.

Ich kann nur sagen: ich kenne keinen Leistungsbezieher der aus Undankbarkeit an den Verhältnissen rüttelt! Die Hart-IV-ler die ich kenne wollen nicht maßlos mehr Geld oder es gemütlicher haben.
Sie wollen tatsächlich einfach nur Leben dürfen!!
Es ist die blanke Not an den Schikanen des Jobcenter zu zerbrechen, ohnmächtig einem Behördenapparat ausgeliefert zu sein, gedemütigt sich selbst Schuld zu fühlen.

Ja, in anderen Ländern gibt es gar keine Sozialleistungen. Wollen wir uns wirklich mit diesen Ländern vergleichen? Sind wir so arm an materiellen Gütern, dass wir darauf verweisen müssen, dass es in Afrika alles noch viel schlechter ist?

Tatsächlich haben wir mehr als genug in einem reichen Land. Diejenigen, die selbst nicht mehr genug verdienen, fühlen sich ausgebeutet. Und sie verstehen gar nicht, dass sie, indem sie den Druck auf die Arbeitslosen noch erhöhen, sich ihr eigenes Grab schaufeln!

Zwingt die Arbeitslosen nur noch stärker zur Arbeit. Schafft euch damit eure eigene Konkurrenz auf euren Arbeitsplatz. Es wird sicher einen Arbeitslosen geben, der für DEINE Stelle besser qualifiziert ist und sie zu 3 Euro weniger annimmt. Und dann?

Euer Arbeitswahn nach ökonomischen Kriterien wird uns in den Untergang führen. Nicht die paar Arbeitslosen, die entweder noch um eine Stelle ringen oder den Versuch aufgegeben haben.

 

 

Sehr bedenkliche Tendenzen:

A)      Der Stolz auf eigene Entbehrungen

„Ich habe meine jetzige Stelle bekommen, weil ich davor 2 Jahre lang mit einer Arbeitszeit von 2,5 Stunden (!) und einer Fahrtzeit von 3,5 Stunden hin und zurück gearbeitet habe. Da dies eine geringfügige Beschäftigung war, musste ich auch die Fahrkarte selbst finanzieren. 100,- Euro darf man dazuverdienen, ich habe 110,- für die Monatskarte gezahlt, und ich hatte KEIN Sparguthaben oder sonst was.“

 

Das ist einerseits sehr ehrenhaft, zeigt es doch, was Menschen bereit sind zu tun, um ein guter Mensch zu sein. Man möchte sozial sein, der Gesellschaft etwas geben. Und man zeigt, dass man sogar Entbehrungen dafür in Kauf nimmt, um dem zu entsprechen.

Auf der anderen Seite sorgt man mit diesem Verhalten aber dafür, dass ein Missstand aufrechterhalten bleibt (Billiglöhne) und legitimiert diesen sogar noch als Wert, den es anzustreben gilt! D.h. wer diesem Missstand nicht bereit ist, mit zu tragen, wird vorgeworfen, ein fauler Lump zu sein.

Am Ende führt es zu einem Erhabenheitsgefühl derer, die eine Arbeit haben, gegenüber denen, die keine haben. Man ist etwas Besseres, weil man arbeitet. (oder weil man aus Hartz-IV wieder raus gekommen ist)

Dieses bis zur Arroganz gesteigerte Gefühl wird vor allem innerhalb der Jobcenter zu einem großen Problem. Denn dort sind es dann nicht nur die Machtstrukturen des Gesetzes, sondern auch ein Überlegenheitsgefühl der Mitarbeiter, die rechtfertigen, Menschen zu sanktionieren und zu schikanieren.

Ein weiteres Problem, was hinter dem scheinbaren sozialen Verhalten (Arbeit zu jedem Preis zu leisten) auftaucht ist, dass man bei Aufrechterhaltung dieses Missstandes dafür sorgt, einem anderen Menschen eine Stelle vorzuenthalten. Ist denn derjenige, der bereit ist für 5 Brutto zu arbeiten am sozialsten, weil er dann im Endeffekt die Arbeit hat? Oder hat er dem, der für 15 Euro bereit gewesen wäre zu arbeiten, die Arbeit durch unfairen Wettbewerb gestohlen?
Das Jobcenter, von dem die meisten noch glauben, dass es Arbeitsplätze vermittelt, ist nur dazu da, das Angebot an Arbeitskräften künstlich (nämlich mit Bedrohung durch Existenzangst) so hoch zu halten, dass Unternehmen schlechtere Bedingungen und Bezahlungen durchsetzen können.
Das ist ein alt bekanntes Gesetz von Angebot und Nachfrage.

Volker Pispers sagte so schön: jeder kann gewinnen. Aber nicht alle.

Verstehen sie das? Natürlich liegt es an jedem irgendwie selbst, ob er eine Stelle findet. Gesamtgesellschaftlich gesehen ist es aber UNMÖGLICH, dass jeder eine Arbeit findet, denn so viele Stellen gibt es nicht!!

 

Dagegen ist das, was auf den ersten Blick asozial aussieht genau das, was gesamtgesellschaftlich sozialer wäre: nämlich das Angebot an Arbeitskräften mit Nachdruck geringer zu halten indem man sich nicht dem Billigmarkt darniederwirft, um den Druck auf bessere Löhne wieder zu erhöhen!


Damit gerät man aber auch in Konflikt mit dem System des Jobcenters. Und offensichtlich unter gesellschaftliche Diskriminierung.

 

B)      Faschismus

 

Schritt 1:

Geld nur gegen Gegenleistung

Diesen Punkt als gefährliche Tendenz zu beschreiben wird den meisten unverständlich sein. Das ist doch wohl selbstverständlich, dass einer was zurückgibt, wenn er was bekommt, oder?
Doch da fängt das Problem genau an. Denn wie weit sind wir bereit zu gehen, wenn einer nicht will oder kann und nur scheinbar nicht will?
(verweise hier auch noch mal eindringlich auf den Punkt: „Ralph Boes sollte dankbar sein!“)

Ist es außerdem nicht verrückt, dass wir genau das Kriterium als Gegenleistung anlegen, dessen Ermangelung denjenigen ja in die Not gebracht hat? Jemand soll gefälligst arbeiten um Leistungen zu erhalten, die er braucht, weil er keine Arbeit hat! DAS ist eine doppelte Strafe!

Weil man nicht genau weiß, ob jemand nicht will oder nicht kann, entarten wir zunehmen zu einer Gesinnungsjustiz. Jobcentermitarbeiter kontrollieren inzwischen den Arbeitswillen von Menschen, obwohl sie gleichzeitig zugeben, gar keine Stellen zu haben, die sie anbieten könnten! Was ist das für ein Irrsinn?

„Wer sich jahrelang auf Kosten der Allgemeinheit durchschmarotzt und jeden Job ablehnt sollte überhaupt nichts bekommen!“

„Auch Arbeitslosengeld II ist kein Geschenk bzw. nur bedingt, denn so etwas wie Arbeitsbemühungen und Vermittlungsvorschläge muss man schon "erdulden", wenn man 382 Euro plus Miete erhält.“

„Es ist schon unglaublich mit welcher Dreistigkeit es manche Menschen als selbstverständlich und ihr gutes Recht betrachten, dass andere ihr faules Leben zu finanzieren haben.“

„Es ist ok wenn jemand, der unverschuldet in Not gerät, kurzzeitig von der Allgemeinheit unterstützt wird, dafür sollte er aber auch eine Leistung für die Allgemeinheit erbringen.“

„Wer aber dauerhaft nur von anderen profitieren will, dafür keine Gegenleistung erbringen will und sich weigert einen Job anzunehmen ist einfach nur ein erbärmlicher Parasit!“

 

Schritt 2:

Aussprechen von faschistischen Konsequenzen
Wie weit wir inzwischen bereit sind zu gehen, zeigt sich genau in folgenden Zitaten:

„Zu einer anderen Zeit wären Sie in einem Arbeitslager gelandet!
Leider ist das heute nicht mehr möglich, was nicht heißen soll, dass dies ewig so bleibt!“

„Ich wünsche Ihnen ein baldiges Ableben, damit die Gesellschaft Sie nicht länger finanzieren muss“.

„Schade dass es keine Arbeitslager mehr gibt!“

„Elender Schmarotzer!!!! Vom Geld der Steuerzahler leben wollen…..???? Ich hätte Arbeit für dich und würde dich dabei auch gerne beaufsichtigen!“

An dem, was Ralph Boes tut, bricht sich dieses Denken. Ralph Boes ist ja nicht der Erste, der solchen Hass auf sich zieht. Das zeigt, was gesellschaftlich an Verachtung schwelt. Und diese Verachtung wird finanziell begründet:

„Das ist mein Geld sie Schmarotzer, dafür stehe ich jeden Morgen auf und geh zur Arbeit um Pflegefälle wie sie zu bezahlen, ich könnte Kotzen!“

„Ich gehe auch nach Karlsruhe, weil ich mich um meine gezahlten Steuern, die Herr B. zu verbraten gedenkt, betrogen sehe.“

„Das ist unser Geld, sie Arsch!“

Wer Geld hat und Steuern zahlt (oder mindestens meint, diese zu zahlen) begründet damit neuerdings einen Herrschaftsanspruch gegenüber denen, die das nicht tun. (oder scheinbar nicht tun)
Ein Herrschaftsanspruch, der an der freien Lebensgestaltung nicht Halt macht, sondern ganz klar Vorschriften macht, was jemand zu tun hat (Arbeiten- egal was!) und inzwischen sogar das Existenzrecht abspricht, wenn man diese Regeln nicht befolgt. (besser Sie wären tot!)

Geduldet wird hingegen jegliches Verhalten, solange man nicht anderen „auf der Tasche“ liegt.
„Ach, sie kriegen gar kein Hartz-IV? Na, dann können sie ja machen was sie wollen…“ (aus einer Talkshow)

Das Recht auf Leben haben wir damit endgültig verkauft.

 


 

Ich habe die Zitate aus dem Gästebuch von Wir-sind-Boes, teilweise aus unseren Blogs und den Hass/Dank Zuschriften genommen. Zum Teil habe ich die Rechtschreibung korrigiert.

 

 

 

 

WIR-SIND-BOES!